Wie schließen die TN in den Berufssprachkursen ab?

Christiane Carstensen • Okt. 07, 2021

Aktuelle Infos rund um DaZ für Sprachkursträger und Lehrkräfte in Integrationskursen und Berufssprachkursen

Wir haben zum fünfjährigen Bestehen der Berufssprachkurse beim BMAS angefragt, mit welchen Zertifikatsergebnissen die Teilnehmenden bundesweit im Schnitt in den Berufssprachkursen abschneiden, da wir als Lehrkräfte und Träger sehen, dass die Angebote für einen Teil unserer Lerner*innen nicht passgenau konzeptioniert wurden und Ideal und Wirklichkeit weit auseinander liegen. Uns ist es ein Anliegen, alle Teilnehmer*innen mitnehmen zu können.

Das BAMF feiert das fünfjährige Bestehen der Berufssprachkurse zu recht als einen großen Erfolg. Dieser Einschätzung möchten wir uns anschließen, denn mit diesen Deutschkursen haben jährlich ca. 180.000 erwachsene Migrant*innen die Möglichkeit, im Anschluss an den Integrationskurs oder das Basisniveau ihre Deutschkenntnisse zu erweitern und sich sprachlich auf eine qualifizierte Ausbildung oder Berufstätigkeit in Deutschland vorzubereiten. Das Gesamtprogramm Sprache mit allen Sprachniveua erreicht über eine halbe Million Menschen.

Gleichzeitig gibt es, wie in vielen anderen Bildungsbereichen auch, Problemanzeigen, auf die wir als Berufsverband mit Verweis auf das umfangreiche Erfahrungswissen der Lehrkräfte und Sprachkursträger immer wieder mit Hoffnung auf Reformen hinweisen.
Vor allem Lernende mit begrenzter oder unterbrochener Schulbildung und Menschen, die den Integrationskurs mit einem unterdurchschnittlichen Zertifikat absolviert haben, können ihr Potenzial in den Konzepten der Berufssprachkursen nicht ausreichend zum Tragen bringen (Spezialkurse A2, B1, Brückenkurs B2).

Die Gründe sind strukturell verankert und lassen sich auch nicht durch einen Verweis auf angebliche Defizite bei Lehrkräften über eine ZQ BSK beheben.

Seit Jahren weisen Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie das Ministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) als beteiligtes Ministerium darauf hin, dass nicht das einzelne Konzept, sondern die Gesamtkonzeption und die Übergänge vom Integrationskurs in die Berufssprachkurse für diesen Teil der Teilnehmenden nicht ausreichend tragen.

Jeder Berufssprachkurs wird obligatorisch mit einer zertifizierten Sprachprüfung beendet. Da wir unsere Kritik nur aufgrund unseres Erfahrungswissens aus insgesamt zigtausend Unterrichtsstunden unserer Mitglieder begründen und nicht empirisch belegen können, haben wir einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz gestellt, um die Zertifikatsergebnisse des Programms zu erfragen. Unsere Fragestellung lautete:

  1. Wie viele Teilnehmnde haben seit der Einführung der Berufssprachkurse, aufgeschlüsselt nach Jahr und Kursart, die Berufssprachkurse absolviert?
  2. Wie hoch war seitdem die Bestehensquote der Teilnehmenden, aufgeschlüsselt nach Jahr, Kursart (inkl. Brückenkurs) und Art des Sprachzertifikats?
  3. Wie viel Prozent der erfolgreich Teilnehmenden haben das Zertifikat im Anschluss an den ersten Kurs erworben und wie viel Prozent nach einem Wiederholerkurs?
  4. Wie viele Lehrkräfte waren seit Einführung in den jeweiligen Berufssprachkursen aktiv tätig? (Diese Frage bezog sich auf unser Interesse, ob die Kapazitäten zur ZQ BSK sorgfältig geplant wurden)

Diese Daten müssten dem BMAS und dem BAMF eigentlich vorliegen, da die Sprachkursträger dem BAMF seit fünf Jahren die Ergebnisse jedes einzelnen Teilnehmenden detailliert und mit hohem bürokratischen Aufwand melden müssen.

Folgende Antwort haben wir erhalten
  • Dem BMAS liegen hierüber keine Angaben vor. Aussagekräftige Daten zu Bestehensquoten werden mit Abschluss des IT-Aufbaus voraussichtlich frühestens im Jahr 2022 dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vorliegen.
Fragen und Antworten im Original findet Ihr hier.

Kurz: In einem Bundesprogramm, in dem mittlerweile jährlich weit über 200.000 Menschen Deutsch als Zweitsprache lernen, gibt es kein zielgenaues Bildungsmonitoring. Wir denken, das ist ein Skandal.

Unseren Problemanzeigen haben das BAMF und das BMAS stets heftig widersprochen, OHNE anscheinend dafür eine empirische Grundlage zu haben. Unsere Einschätzung gründet immerhin auf zigtausend UE Erfahrungswissen unserer 400 Mitglieder und dem steht auf Seiten des Bundes offensichtlich wenig gegenüber.

Für uns ist dies nur eines der vielen Beispiele, die zeigen, dass das „Gesamtprogramm Sprache – GPS“ der Bundesregierung im Bereich des Qualitätsmanagements erhebliche Defizite aufweist und dies zu Lasten der Teilnehmenden, Lehrkräfte und Sprachkursträger geht, die mit ihren Rückmeldungen vielfach nicht gehört werden.

Wir fordern als Berufsverband seit unserem Start im Januar 2020 u.a. eine Reform der Qualitätskreisläufe.

Für diese Arbeit benötigen wir Eure Unterstützung. Natürlich werben wir hier für uns als sehr fachgerichteten Berufsverband, aber das muss nicht zwingend beim BVIB sein. Es gibt noch einige andere Interessensvertretungen, Fachverbände, Gewerkschaften für Lehrkräfte oder Träger etc, denen Ihr Euch je nach Ausrichtung anschließen könnt.
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